>>Ach! Ihr seid also nur Freunde?? Komisch, ich dachte immer Freunde tauschen keine Zungenküsse aus!<< >>Wir haben doch....<< >>Was habt ihr?<< schnitt ich Marius das Wort ab, >>Wohl euch nur freundschaftlich unterhalten?! Eine bessere Ausrede fällt dir auch nicht ein, oder?<< >>Aber...<< versuchte er wieder zu bestreiten, was eh allen klar war. Wer knutscht und fummelt den bitte schön mit einer nur befreundeten Person, wenn man in einer festen Beziehung ist? Niemand. Also. Was wollte Marius noch schön reden? Ich hatte ihn doch eben mit meiner besten Freundin Jasmin auf frischer Tat in seinem Bett ertappt! >>Weißt du was, Marius<<sagte ich mit zuckersüße Stimme, >>du und Jasmin... Fahrt zur Hölle!<< Ich knallte den Hörer auf. Und sofort kamen die Tränen. >>Ich muss hier raus<< dachte ich noch, schnappte mir meine Jacke und stürmte aus dem Haus. Ich rannte, wohin, wusste ich nicht. Ich wollte einfach weg. Weg von allem Streit mit Jasmin und Marius, weg von der Realität, weg, weit weg. Als ich nicht mehr laufen konnte, war ich aus der Stadt raus und bei dem alten Bahnhof angelangt. Ich ließ mich auf eine Bank fallen und vergrub den Kopf in meinen Händen. Erst jetzt fing ich an zu realisieren was passiert war. Marius hatte mich betrogen. Mit Jasmin, meiner besten Freundin. Die Tränen liefen und liefen. Ich wischte sie weg, ich wollte nicht weinen. Die beiden hatten es nicht verdient das man ihnen überhaupt eine einzige Träne nachweinte. Aber ich konnte nicht aufhören. Ich heulte und heulte, die ganze Zeit über ein Lied von “LaFee” im Ohr:
“Du bist alles und noch mehr
Ich vertraue dir so sehr
Du bist meine beste Freundin
War der Weg auch manchmal schwer
Wir sind füreinander da,
Erzählen uns alles, ist doch klar
Und wenn du fix und fertig warst,
War ich dir immer nah
Und du nimmst ihn mir weg,
du kleines Stückchen Dreck....
Das konnte mir auch nicht mehr helfen. Plötzlich legte sich mir eine warme Hand auf die Schulter. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Ich wollte doch nicht hier total verheult gesehen werden! Schnell wischte ich mir die Tränen aus den Augen und von den Wangen. >>Kann ich dir helfen?<< fragte mich eine unbekannte symphatische Stimme Ich drehte mich um und sah den wohl bestaussehendsten Typen des Universums vor mir stehen. Er war so um die 1,80 Meter groß, ungefähr in meinem Alter, hatte blonde Haare und die schönsten Augen die ich je gesehen hatte. Blau- Grün- Grau, zum tief hinein versinken. Ich war total aufgeregt. Heulend vor einem supersüßen Typen, na klasse. In meiner Verzweiflung schmiss ich mich ihm an die Brust und heulte noch mehr. >>Hey, hey, was ist denn los?<< fragte er mich sanft. Ich wusste nicht warum, aber ich erzählte ihm alles. Wie ich neu hierher zog. Wie ich Marius und Jasmin kennen lernte. Wie ich mich in Marius verliebte. Wie wir zusammenkamen. Wie ich ihn nach drei Monaten Beziehung heute mit Jasmin im Bett erwischte. Er hörte mir schweigend zu. Als ich endete, streckte er mir die Hand hin. >>Ich heiße Chris<< sagte er. >>Kate<< antwortete ich. Langsam fing ich an mich wieder zu beruhigen. Chris streichelte mir über den Rücken. Ich bekam eine Gänsehaut. So hatte mich Marius nie gestreichelt, und nie hatte ein Streicheln von ihn in mir solche Gefühle ausgelöst wie dieses Streicheln von Chris. Was für Hände der hatte! Ich kuschelte mich näher na ihn. Ich verstand nicht wieso, aber ich vertraute Chris. Obwohl er ein Fremder war. Wir kamen uns immer näher. Chris lächelte. Näher und näher..... Wir küssten uns. In mir explodierten Feuerwerke und mein Magen tanzte Samba. >>Das ist doch total crazy!<< dachte ich. >>Du knutschst hier grade mit einem wildfremden Kerl rum, obwohl (oder weil??) Marius grade mit dir Schluss gemacht hat!!<< Als wir uns nach (so kam es mir vor) Stunden voneinander lösten, lächelten wir uns an. >>Du bist so süß<< flüsterte mir Chris ins Ohr. >>Du noch viel mehr<< hauchte ich mit knallroter Birne zurück. Er stand auf, meinte: >>Es tut mir leid, ich muss dringend los<<, gab mir noch einen dicken Abschiedskuss und verschwand. Einfach so. Ebenso plötzlich wie er gekommen war. Und ich saß nur noch da und dachte: >>Na toll. Du hast heute deinen Freund und deine beste Freundin verloren, knutschst mit einem Typen rum, den du nicht kennst, und kannst an nichts andres mehr denken als an diesen wildfremden Chris!
Teil 2
Ich saß noch lange auf der Bank und dachte an Chris. Irgendwann stand ich auf und ging nach Hause. Auf die Frage meiner Eltern was denn sei und warum ich so verheult aussah, antwortete ich trotzig: >>Nichts!!<<, ging in mein Zimmer, zog die Jalousieneun runter und schmiss mich auf mein Bett. Ich wollte mit niemandem reden. Mit wem auch? Eine beste Freundin hatte ich ja nicht mehr. Aber das war auch gut so. Langsam fing ich an zu begreifen dass das mit ihr und Marius mich nicht juckte. Sie waren beide nichts mehr für mich wert. Nein, ich dachte nicht eine Sekunde an einen von den beiden. Ich dachte an Chris. Wer war er? Wohnte er hier in der Stadt? Ging er noch zur Schule? Wenn ja, auf welche? Sollte ich ihn suchen in der Stadt? Ich wollte ihn wiedersehen, so viel stand fest. Nur wie sollte ich ihn finden? Es war zwecklos ihn zu suchen. Berlin war groß. Ich würde ihn nie finden. Weinend schlief ich ein. Die nächsten Tage schleppten sich so dahin. Aufstehen, anziehen, zur Schule, aus der Schule, ins Zimmer, aufs Bett, schlafen. Es war kaum zu ertragen. Meine Eltern waren ratlos. Am fünften Tag wurde es meiner Mutter zuviel mit mir: >>Kate!! Ich kann dich nicht mehr ertragen! Du sagst uns nicht was los ist und warst seit Tagen nicht mehr draußen! Los, geh zum Supermarkt für mich und kauf ein.<< Widerstand war zwecklos. Also schlurfte ich los. Als ich grade bei den Zeitschriften nach der neuen Fernsehzeitung suchte, stockte mir der Atem. Nein, das war nicht möglich. Oder etwa doch? Fassungslos nahm ich die neueste BRAVO aus dem Regal. >>Die neue Boygroup “US5” schafft mit ihrem Hit “Maria” in die Charts.<< und auf dem Cover waren fünf niedliche Jungs. Einer von ihnen war.... >>Chris!!!!!!!!<< schrie ich auf!! Alle Leute drehten sich erstaunt zu mir um und sahen mich an als wär ich verrückt geworden.
Doch das war mir egal. Das konnte doch nicht sein!!
Chris??? Auf dem Cover von BRAVO???????? Mitglied einer BOYGROUP????
Das war doch unmöglich!!! >>Ist es nicht<< meinte ein kleines Stimmchen in meinem Hinterkopf. >>Was weißt du schon von ihm?? Nichts. Also. Wie willst du wissen das er NICHT Mitglied einer Boygroup ist?<< Ich sah mit das Cover genauer an. Doch, er war es. Sein Gesicht könnte ich von Hunderten unterscheiden. Mechanisch legte ich die Zeitschrift in den Einkaufswagen, bezahlte, ging nach Hause, lieferte meiner Mutter die Einkäufe und huschte mit der Zeitschrift in mein Zimmer. >>Oh Gott!<< dachte ich >>Du bist verliebt. In einen Fremden namens Chris, mit dem du verheult rumgeknutscht hast, und der zu allem Überfluss auch noch Mitglied einer Boygroup ist!!<< Ich nahm die BRAVO in die Hand und las den Artikel über Chris. Er war Mitglied der Boygroup “US5”, die bei der Show “Big in America” zusammengecastet wurden. Er war wohl viel zurzeit unterwegs, aber wohnte hier in Köln. Mit seiner Band würde er bald auf Tour sein, auch in Köln. Da stand die Kartenverkaufsnummer. Schnell schnappte ich mir das Telefon, rief an, erfuhr, dass das Konzert nächste Woche Dienstag sein sollte, und kaufte mir Karten. Dann überkam mich die Freude. >>Du wirst Chris wiedersehen!!! Du wirst ihn sehen!!! Ich muss mich ganz früh hinstellen, und dann kommst du in die erste Reihe und Chris wird dich dort sehen!!!!
Teil 3
Endlich war der Tag gekommen. Die ganze Woche hatte ich hierauf gewartet. Das Konzert sollte um 19 Uhr stattfinden, also stellte ich mich um 9 Uhr morgens an. Es war noch so gut wie keiner da, nur ein paar Mädels, die wohl richtige Hardcor-Fans waren. Ich unterhielt mich ein bisschen mit einer von ihnen, die Lisa hieß. Als sie mich fragte: >>Wen von US5 findest du denn am besten?<<, starrte ich sie an und fragte perplex: >>Wer sind US5??<< Jetzt war Lisa an der Reihe mich anzustarren. >>Das war ´n Scherz oder?<<, fragte sie. Ich dachte nach. Wer um Himmels Willen sollten US5 sein? Musste ich die kennen? Ich grübelte und grübelte, aber da es mir nicht einfiel, meinte ich zu Lisa, die mich immer noch anstarrte: >>Nein. Das war kein Scherz. Wer sind US5?<< Lisa sah mich an, als wäre ich verrückt geworden, und meinte: >>Warum stellst du dich schon morgens für ein Konzert an, wenn du die Band, die auftritt, noch nicht einmal kennst????<< Oh nein. Ich war auch vollkommen bescheuert. Wie konnte ich das vergessen? US5 war natürlich die Band von Chris! Ich zwang mir ein Grinsen auf´s Gesicht. >>Reingefallen!<< meinte ich zu Lisa. Ihr misstrauisches Gesicht wechselte in ein lachendes. >>Mann, hast du mich erschreckt! Also, wen findest du am besten von US5?<<. >>Chris<< meinte ich sofort. Was hätte ich auch sonst antworten sollen? Alle anderen dieser Band kannte ich ja nicht einmal. >>Ich auch<<, sagte Lisa. >>Schade nur, dass er eine Freundin hat, oder?<< WAS?? Chris hatte eine Freundin?? Und knutscht mit mir rum? Doch dann sah ich, wie Lisa sich das Lachen verkneifen musste. >>Reingefallen!<< war sie jetzt an der Reihe zu sagen. Ich lachte erleichtert auf. Wir alberten noch den ganzen Tag lang rum, bis es endlich so weit war. Die Türen gingen auf und ich stürmte in die Halle, auf die Bühne zu, mindestens 1000 kreischende Mädels hinter mir. Ich ergatterte einen der besten Plätze, direkt vor der Bühne. Hier musste Chris mich einfach entdecken. Bald schon hatte das Konzert begonnen. Als endlich die Vorband weg war kamen US5. Ich hatte Glück: Chris stand direkt vor mir. Er ließ seine Blicke über das kreischende Publikum streifen, bis er mich entdeckte. Ich sah, wie er förmlich zu Eis erstarrte. Wir starrten uns an, bis er sich einen Ruck gab und sich zu den anderen Jungs stellte. Den Rest des Konzertes sah er mich immer wieder an.